Was ist tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie?
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist ein Verfahren mit dem Ziel, die aktuellen Probleme und Krankheitssymptome von Patient*innen und ihren Zusammenhang mit den lebensgeschichtlichen Erfahrungen zu verstehen und Veränderungen zu ermöglichen.
Ausgehend vom gegenwärtigen Erleben, den Gedanken und Gefühlen, die der/die Patient*in äußert, versuchen wir im gemeinsamen Therapiegespräch, das innere (bisher nicht bewusste) Erleben der Hilfesuchenden zu verstehen. Dabei wird davon ausgegangen, dass psychische Krankheitssymptome den Sinn einer „Notlösung“ für ein unbewusstes Konfliktgeschehen, das es zu verstehen gilt, haben. Wenn man versteht, wie etwas lebensgeschichtlich geworden ist, kann auch eine Veränderung möglich werden.
In der Therapie richtet sich die Aufmerksamkeit des/der Therapeut*in sowohl auf die mitgeteilten Gedanken und Gefühle als auch auf die eigenen, die in einer Therapiesitzung entstehen. Denn in ihren Überlegungen reflektieren tiefenpsychologisch fundiert arbeitende Therapeut*innen auch die therapeutische Beziehung, in der kindliche Beziehungserfahrungen und Gefühle möglicherweise wiederbelebt werden. Auch dadurch kann eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie den Patient*innen zu mehr Einsicht darüber verhelfen, wie diese frühen Erfahrungen ungewollt ihre heutigen sozialen Beziehungen beeinflussen. Das therapeutische Gespräch bezieht sich im Wesentlichen auf den gegenwärtigen Konflikt, wie ihn der/die Patient*in erlebt. Die lebensgeschichtlichen Hintergründe werden soweit beleuchtet, wie es zum Verständnis des Krankheitsgeschehens notwendig ist. Eine neue, positive Beziehungserfahrung über einen längeren Zeitraum kann heilsame Prozesse in Gang setzen und befördern.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie findet als Einzeltherapie in der Regel ein- bis zweimal pro Woche statt. Eine tiefenpsychologisch fundierte Kurzzeittherapie bei einer begrenzten Problematik umfasst 12-24 Sitzungen, eine Langzeittherapie umfasst 60 bis maximal 100 Stunden. Dadurch ergibt sich eine Behandlungsdauer von einem halben bis zu drei Jahren.